Abgesang, Paradigmenwechsel oder „alter Hut“?
Von Agentursterben und Kernfragen der Unternehmensplanung
„Wir operieren nicht mehr mit Begriffen wie Klassik, integrierter Kampagne, 360-Grad-Lösungen etc.“, sagt Pixelpark-Chef Horst Wagner in einem Interview der April-Ausgabe von One-to-One. „Unter diesen Oberbegriffen wird viel Schwachsinn verbreitet.” Weshalb es, seiner Meinung nach, in fünf Jahren sowieso keine Agenturen mehr geben wird. Und er insistiert weiter: „Wir verstehen uns nicht als Agentur, sondern als Dienstleister, der sich mit den Zielgruppen seiner Kunden auskennt.”
Ups… Ist das nicht das Wesen einer Agentur? Die Definition schlechthin? Was anderes kann eine Agentur sein, als genau das: ein Dienstleister, der sich mit seinen Kunden und deren Zielgruppen auskennt?!
„Es wird in den nächsten fünf Jahren keine Agentur mehr geben, die so arbeitet, wie es heute noch üblich ist.”, progrostiziert Herr Wagner weiter. OK. Das klingt schon sehr viel moderater und weniger provokant.
Ähnliches verlautbart Newbiz-Berater Heiko Burrack am Ende des gleichen Heftes. „Ich halte die Arroganz der kleinen und mittelgroßen Agenturen, die glauben, alles zu können, einfach nicht mehr aus.“, zitiert dieser den Marketingverantwortlichen eines großen werbetreibenden Unternehmens. Und stellt weiter fest: „Weder Marketing noch Einkauf trauen einer kleinen bzw. mittelständischen Agentur zu, alles zu können. (…) Auch das immer wichtigere Procurement hat verstanden, dass man für viele Kommunikationsaufgaben auf Spezialisten setzen muss. (…) Was bleibt, sind spezielle Aufgaben, für die man einen entsprechenden Sparringpartner braucht. Und dieser Partner muss über die entsprechenden Zielgruppen und Instrumente genau Bescheid wissen.“
Beide Artikel geben mir zu denken: Welches Selbstbild hat die Agenturszene, dass sie sich ermahnen (lassen) muss, ihre Kunden zu kennen und ihr Handwerk zu beherrschen?
Agenturen gehören zum Dienstleistungsgewerbe, müssen sich – wie alle anderen auch – am veränderten Markt und dessen Bedingungen orientieren und ausrichten, bestehen – wie alle anderen auch – am ehesten durch die Entwicklung einer wirklichen USP, der Konzentration auf Kernkompetenzen und die konsequente Ausrichtung auf Zielgruppen und Kundenbedürfnisse.
Das weiß doch jede/r! … Oder?
Heike Mews
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